Steffi Weiss. Früher Skateprofi, jetzt Team- und Eventkoordinatorin bei Vans.
Zu ihrer Zeit gab es nur wenige Mädels in Deutschland, die es wirklich auf einen Pro-Status geschafft haben und die dann regelmäßig auf den großen Contests und Meisterschaften anzutreffen waren. Einige von den älteren Jungs die ich befragt habe, meinen es gab nur eine – die Steffi!
Sie ist ab 2001 regelmäßig die Etnies European Championships mitgefahren und konnte sich neben Mädels wie Lisa Schairer, Ninni Christin Perraud, Esther Vonilon, Rodi Münzel, immer unter den Topfahrerinnen platzieren. 2004 nam sie so gar an der Skateboard WM teil und trat gegen Fahrerinnen wie Vanessa Torres, Lyn-Z Adams Hawkins, Sophie Poppe und Lauren Perkins an.
Sie schaffte es auf Platz 8. Außer ihr waren noch Kim Wibbelt (Platz 10) und Rodi Münzel (Platz 14), aus dem deutschsprachigem Raum dabei.
Im selben Jahr kam sie auch auf das Cover der Kingpin Europe und wurde zur Skateboarderin des Jahres gewählt.
Sponsoren kamen für sie zum Anfang relativ schnell, denn skatende Mädchen waren damals noch Mangelware!
Plain Saine aus Köln, war der erste Boardsponsor, 2004 kam der Wechsel zu Popular und damit reihte sie sich neben Jungs wie Holger Krosigk, Lennie Burmeister, Andy Welther, Andi Poberer und Glen Michelfelder, ins Team.
David Suhari holte Sie zu Ragwear Clothing ins Team, später kam noch „von Zipper“ dazu (Sunglasses).
Gallaz, die Tochterfirma von Globe, versorgte Sie mit Schuhen und 2001, kam der Wechsel zu Vans
Ab welchem Moment, wurden die Firmen auf Dich aufmerksam? Wie kamst Du zu Deinem ersten Sponsoring? Wie war das damals für Dich?
Also ich bin durch meinen Bruder zum Skaten gekommen – immer wenn er sein Board nicht mitgenommen hat oder ich früher aus der Schule kam, dann habe ich es mir geschnappt und bin damit vor die Tür gegangen. Da war ich glaub ich 14. Meinen ersten Skatecontest bin ich dann 1999 an der Northbrigade gefahren und dadurch wurden dann auch die ersten Sponsoren auf mich aufmerksam. Das war Plain Saine aus Köln – ein Boardsponsor war durch Norbert und seine Firma gefunden. Ich musste ja immer bei den Jungs mitfahren zu dieser Zeit, was natürlich sehr viel Aufmerksamkeit brachte…
Rails springen. Wie hast Du das hinbekommen? War das ne besonderer Herrausvorderung für Dich?
Da arbeitet man glaub ich drauf hin…und irgendwann ist es dann mal soweit, dass man halt einfach drauf springt und genug Selbstvertrauen hat…Zögern ist da schlecht…haha!
Einfach Kopf ausschalten und los springen? Oder vorher an was auch immer gebübt?
Ja klar…in der Halle an Rails üben ist auf jeden Fall der erste Schritt, um sich sicher zu fühlen und halt nicht zu verletzten! Also theoretisch…
Was glaubst du, wie lange wirst du noch Skateboard fahren?
Solange wie ich Bock habe!
Lernst Du heute noch neue Tricks dazu?
Ja, ab und zu den einen oder anderen kleinen Trick in der Miniramp.
Du bist ja schon mit so vielen Hühnern geskatet, die wir nur aus den Videos kennen, z.B. Vanessa Torres, Lauren Perkins, Lyn-Z Adams Hawkins, Sophie Poppe und und und…
Durch die Abeit für Vans siehst Du die Mädels sicherlich noch hier und da auf Contests, skatet Ihr dann auch noch mal ne Runde?
Ich muss gestehen, dass die Mädels mich mittlerweile um einiges überrunden, aber eine Bowl Session geht immer. Auch wenn ich wie gesagt nicht so fit bin, wie die anderen, macht es doch immer noch Spass!
Was wäre für dich eine Traumsession, wer würde mitfahren und wo würde sie stattfinden?
Ähmmnnn das kann ich gar nicht sagen, aber meine beste Session war sicher mal im Pool „The Block“ in Californien, wo gleichzeitig Steve Caballero und Bob Burnquist gefahren sind…hach…
Es war nicht einfach was über Dich im Netz zu finden – ab 2001 haben wir was gefunden – Du bist regelmäßig die Etnies European Championships mitgefahren und warst immer oben mit dabei. 2007 noch den Mystic Cup in Prag, im Bowl auf Platz 4 gewesen und was war dann?
Wieso ist deine Karriere so abrupt geendet und wie kam es dann zum Marketingjob und zur Teambetreuung bei Vans?
Also ich habe 2006 eine ziemliche schlimme Sprunggelenksverletzung gehabt…die hat mich ein halbes Jahr total still gelegt und zu dieser Zeit habe ich auch grad mein Studium beendet. Ich empfand dies als ein Zeichen, weil die Ärzte mir auch eindringlich geraten haben mit dem Skateboarden aufzuhören. Damals hatte ich zudem schon eine Athrose im Sprunkgelenk. Die Verletzung hat dann noch den Rest beigesteuert. Also ging ich nach meinem Abschluß nach München, um dort für 3 Monate auszuhelfen…daraus sind jetzt 4 Jahre bei Vans mit Fulltime und mehr Job geworden!
Ey, erzähl uns das mit der Skateboarderin des Jahres, da haben wir nichts im Netz gefunden, Frechheit eigentlich!
Ja, das war 2004 glaub ich? Ich weiß es gar nicht mehr…Hatte wohl die meisten Contests und Coverages in Europa oder so…
Lennie Burmeister:
„Steffi war für mich jahrelang die einzige wirklich aktive Skaterin in Deutschland. Ich traf sie ungefähr auf jedem Contest der Neunziger Jahre. Mit der Zeit wurde sie immer besser und hatte irgendwann so einen lebenden Legenden Status. Sie gewann fast immer auf dem Etniescup in München/Basel und war nicht nur deswegen Motivationsmaschine für viele Mädels mit dem Skaten ernster zu machen.
Wir waren dann sogar eine Zeitlang auf einem Team bei Popular Skateboards. Leider war sie mit uns nie wirklich auf Tour, denn so eine wilde Woche mit Steffi haben wir uns doch alle heimlich gewünscht.“
Das Cover auf der Kingpin Europe, war es Dein erstes Cover auf nem Skatemag?
Ja! Und dann auch noch ohne es zu Wissen!! Ich bin gestorben als ich das gesehen habe!
Wie war die Resonanz dabei? Wie viele Zeitschriften hast du gekauft, um sie an Freunde und Verwandte zu verschenken?
Alle haben mir Props gegeben – ich war zu der Zeit auch noch in Barca, da haben wir erstmal ordentlich aufs Gas gedrückt…haha! Und ich habe natürlich allen in meiner Familie eine Ausgabe gegeben!
Ey, was hast Du zu dem Bild mit dem Hubschrauber zu sagen? Du hast geglaubt, das würde nie mehr jemand finden, oder? Wir haben es aber entdeckt und nu sind wa gespannt auf deine Erklärung dazu!
Hahahaha…ja guuud ähhh…Eigentlich hatte das keinen besonderen Hintergrund – Helge hatte Bock drauf und ich irgendwie auch, weil die Jungs mich ja nur in Baggy kannten. Karneval war auch schon so lange her ;0)
Jan Kliewer:
„Meine Frage an sie:
Wo liegt der Vorteil von Trainingshosen gegenüber Jeans o. Ä.? Und wer kam zuerst auf den Style, Flo oder Du?“
Hat sich das Skateboarden in den letzten Jahren, Deiner Meinung nach, verändert?
Ja, es ist viel technischer und auch alternativer geworden. Alles ist drin, aber irgendwie ist auch alles hippie.
Witzig, 2003 ist ja Sabrina Göggel, bei den Etnies European Championships schon gegen Dich gefahren – Du hast Platz 4 und sie den sechsten belegt – ein paar Jahre später ist sie im Vans Team.
Wie kam das zustande? Ich glaube es ist ziemlich cool, Leute unterstützen zu können wenn man denkt es passt. Also einfach, daß Du selbst auch mal was in die Wege leiten kannst, weißt wie ich mein?
Ja klar, Puse ist ne super talentierte Skaterin und dazu passt sie auch noch wunderbar zur „Marke“ Vans und verdient Unterstützung!
Sabrina hat auch noch was zu erzählen:
„Ich sah Steffi zum ersten mal live in Basel bei meinem ersten Etnies Cup vor vielen Jahren. Ein paar von den Skatemädels hatten mich damals zum feiern eingeladen. Als ich dann in diesem Hotel rumgeirrt bin, kam mir Steffi entgegen. Abgesehen davon dass keiner Bock hatte, vom Personal oder sonst wer, mir zu helfen in welchem Zimmer die Mädels so abfeiern, war Steffi die die mir bestimmt ne halbe Stunde geholfen hatte die Mädels zu suchen, ohne dass wir uns kannten.
Mittlerweile kann ich nur sagen:
Steffi ist ne sau geile Charaktere die durch ihr Skaten und Wesen immer ein fester Bestandteil der Skatescene bleiben wird und immer versucht für ihre Vans Fahrer das beste raus zu hauen. Für mich hat diese Frau ein riesen großes Herz und viel Liebe zu Skateboarding. Wenn es mehr von dieser Sorte Mensch, in Zukunft auch business mäßig, geben würde, würde ich mir keine Sorgen machen dass Skateboarding irgendwann mal stirbt.„
Ist ja bei Dir damals auch so passiert. David Suhari hat Dich bei Ragwear reingeholt und das war dann, mehr oder weniger, Dein Startschuß.
Ja, das stimmt. Das war der Anfang von allen Touren, Contests etc. etc. Wir hatten ein richtig geiles Skateteam mit Jo und Danny Lorenz, Wilko, Louisa Menke, Leo Leifert und und und…Wir waren das erste richtige deutsche Skatebrand mit Team zu der Zeit…oder zumindest mit die ersten.
Was glaubst Du, wieso gibt es im deutschen Raum so wenige Profi Skateboarderinnen?
Naja, also ich glaub einfach man braucht eine lange Zeit, um sehr gut skaten zu können…dann muss man sich noch mit vielen Verletzungen und wenig Geld abfinden. Das minimiert die Möglichkeiten solche Mädels zu finden…
Immer mehr eigenständige „Girls Projekte“ machen die Runde – sie finden sich in kleinen Rudeln zusammen und machen wilde Touren durch die Parks, geben sich Namen, eröffnen nen Blog, drehen eigene kleine Videos, schießen fiese Fotos, feiern sich selbst.
Hahaha…ja, man denke an „Tour de merde“…
Ich habe einen kleinen Clip von „TheSideProject“ im Netz gefunden, 2005 in Barcelona, da warst Du ja auch dabei. Die sind ja derweil auch wahnsinnig Aktiv und engagieren sich viel für die Mädels Skateszene.
Eigentlich alles wie die Jungs es auch tun und trotzdem ist es irgendwie anders.
Was hälst Du davon und wieso ist es denn „anders“? Woran liegt das?
Das liegt einfach daran, dass Frauen oft mehr Liebe und Geduld in Sachen investieren, Männer eher Mut und Ehrgeiz. Wir arbeiten eher zusammen, Männer müssen immer besser als der andere sein. Das sind biologische Prämissen denke ich.
Yo, Skateboarden und Olympia – was sagst Du dazu?
Jaoahhhh…Halfpipe vielleicht. Street wäre so schwer zu bewerten…Aber das muss jeder selbst wissen, ob er sich den Bedingungen für eine solche Veranstaltung, sowie das Bewertungssystem unterwerfen will.
Sonst noch was, was Du den Atzen da draußen sagen willst, die auf den Frühling warten?
Keep on rollin’ und immer dafür kämpfen und grade stehen, was man wirklich möchte!