Vorab: Dieser Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, noch auf 100%ige Richtigkeit. Wir wollen nur versuchen einen kleinen Einblick zu gewähren und vielleicht dazu anregen, selbst noch etwas nachzuhaken.
Viel Spaß beim Lesen!

Als wir im Sommer 2007 anfingen uns mehr und mehr mit der Mädels-Skateszene auseinanderzusetzen und Aktionen zu unternehmen, um diese zu unterstützen, hörten wir immer wieder diesen einen Satz: „Hey, voll cool, dass ihr jetzt auch skatet!“
Jetzt… ich verstehe nicht wie einige uns wirklich erst jetzt bemerken können, obwohl wir Frauen schon immer, von Anfang an, Teil des Skateboard-Geschehens waren.

Klar, wir waren irgendwie schon immer in der Minderheit, aber wir waren da.

Mitte der 60er Jahre wurde das Hobie-Team gegründet. Die Fahrer waren: John Freis, Danny Bearer, Jacki McGee und seine Schwester Patti McGee (San Diego). Für Patti war das die Zeit ihres größten Erfolgs – während der 60er wurde sie zu einer der berühmtesten Skateboardfahrerinnen: Sie wurde in Werbespots und Fernsehshows gefeatured, hatte Gastauftritte in Fernsehserien und schaffte es sogar auf das Cover des Life-Magazines. Selbst heute, knapp 50 Jahre später, ist Patti immer noch aktiv. 2011 überraschte sie die Szene mit ihrem eigenen Skateboardbrand „The Original Betty“.
Patti McGee kam 2010, als erste Frau in die Skateboard Hall Of Fame.

In den 70er Jahren kam dann Peggy Oki dazu. Die Kunst- und Biologiestudentin in ihren frühen 20ern, war die einzige Frau im kalifornischen Zephyr Team – und auf dem Skateboard genauso gut wie auf dem Surfbrett. Heute reist sie durch die Welt, lebt vom Verkauf ihrer Bilder und engagiert sich stark für den Umweltschutz.
Und ja, natürlich skatet sie heute immer noch!


„Skateboarding bedeutet für mich Action, Geschwindigkeit. Es ist wie ein Rausch wenn du das Geräusch hörst, wenn du beim Grinden mit den Achsen über das Coping rutschst. Es ist der Nervenkitzel!“ Peggy Oki

Peggy Oki kam 2012 in die Skateboard Hall Of Fame.

1975 war ein großes Jahr für die Skateboardwelt der USA. Die Leute fuhren mit Urethan Wheels, geschlossenen Kugellagern und das Kicktail gehörte jetzt an jedes Board. Doch vor allem passierte eines: Die erste Skateboard Weltmeisterschaft. Mittlerweile gehörten rund 15 Frauen zum festen Kern der Skateboardwelt.

Das Familienunternehmen Logan Earth Ski zum Beispiel setzte sich sehr für die skatenden Mädels ein. So waren gleich zwei Frauen mit Pro-Model-Deck Teil ihres Teams: Robin Logan und Laura Thornhill. In den Jahren 1975 bis 1980 war Robin extrem aktiv und gewann Contests wie beispielsweise den Freestyle Event „Cadillac Ocean Festival“ oder 1979 den zweiten Platz beim „Oceanside Freestyle Contest“.
Laura Thornhill bekam 2013 ihren Platz in der Skateboard Hall Of Fame.


2010 traf sich die Skateboarderin und Filmemacherin Patricia Kavanaugh mit Robin Logan in Palms Springs zum Bowl-Skaten. Ihren Style hat Logan nicht verloren – ihre kritische Ader auch nicht: Denn im Interview zeigte sie sich verwundert darüber, dass die Magazine so wenig Coverage über die Frauen-Skatszene bringen:

„In den USA machen 25 Prozent der Skateszene die Frauen aus, aber schlag doch mal ein Magazin auf, findest du diese 25 Prozent dort wieder? Nein!“ Robin Logan


In den späten 1970ern trat das Skateboardfieber auch in UK auf und Anfang der 80er war Sue Hazel sofort infiziert. Sie war schon als skatende Frau an sich eine Seltenheit, aber das sie dann auch noch Freestyle- UND Halfpipeskaterin wurde, das war WIRKLICH selten. 1986 war sie Teil des UK-Teams, das in Kanada am Transworld Skateboarding Contest teilnahm.

Cara-Beth Burnside („CB“) skatete Bowls und Halfpipes. Inspiriert von Skateboardlegende Duane Peters (Thrasher Magazine) rockte sie die Parks wie keine andere. Auf Contests war sie oft die einzige weibliche Teilnehmerin.
Später traf man sie zusammen mit Jen O’Brien und Jodi McDonald, bald auf jedem Event an. Sie waren ein verdammt gutes Team.
Trotzdem war es zu dieser Zeit nicht so, dass Frauen im Skateboarden gleich angesehen waren wie die Männer. Es gab jetzt weniger Footage in den Magazinen, weniger Support von den Sponsoren, einfach weniger Interesse. Zu dieser Zeit kam auch das Snowboarden auf, wo Mädels doch etwas mehr Ansehen genossen. Irgend jemand brachte daher CB auf die Idee, das Snowboarden auszuprobieren. Das tat sie dann auch – mit großem Erfolg: Ende der 90er war sie die erste Frau, die sowohl Sommer- als auch Wintergold bei den X-Games holte.

2015 hat auch sie ihren mehr als verdienten Platz in der Skateboard Hall Of Fame bekommen!

CB setzt sich auch heute noch für sie weibliche Skateszene ein. So ist sie zum Beispiel Mitbegründerin der Alliance. Diese bemüht sich darum, dass das Verhältnis von Preisgeldern bei normalen Events und Girls Contests sich die Wage hält. Die Alliance unterstützt und fördert Sportlerinnen und Events. Außerdem hat sie zusammen mit Mimi Knoop, das Skateboard Brand „Hoopla“ gegründet. In diesem Team sind aktuell Fahrerinnen wie Evelien Bouilliart und Eliana Sosco.

Zu Beginn der 90er Jahre hörte man das erste Mal von Elissa Steamer, die erste weibliche Street-Pro-Skaterin. Sie stand ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Oft skatete sie auch besser als diese. Bekannt wurde sie durch ihre großartigen Parts in den Toy-Machine-Videos „Welcome to Hell“ und „Jump Off a Building“.

Später wurde sie eine Spielfigur in dem Playstation Game „Tony Hawk’s Pro Skater“ und hatte diverse Pro-Model-Decks bei Zero, Toy Machine und Krooked. 2003 wählte sie das „Check it Out Girls”-Magazine zur Skaterin des Jahres. Elissa Steamer wurde zum Vorbild für unzählige Mädels auf der ganzen Welt und inspirierte viele junge Talente, die heute ihre Nachfolge angetreten haben wie zum Beispiel: Vanessa Torres und Amy Caron (USA), Sophie Poppe und Evelien Bouilliart (BE), Steffi Wolter (DE).

Wo wir gerade bei Steffi Wolter (damals Weiss) sind – sie rockte Ende der 90er durch die Skategeschichte. Zu ihrer Zeit gab es nur wenige Mädels in Deutschland, die es wirklich auf einen Pro-Status geschafft haben und dann auch regelmäßig auf großen Contests und Meisterschaften anzutreffen waren. Einige von den älteren Jungs die ich befragt habe, meinen es gab nur eine: „Die Steffi!“
Sie ist ab 2001 regelmäßig die Etnies European Championships mitgefahren und konnte sich neben Mädels wie Lisa Schairer, Ninni Christin Perraud, Ester Vonplon, oder Rodi Münzel immer unter den Topfahrerinnen platzieren.

2004 nahm sie sogar an der Skateboard-WM teil und trat gegen Fahrerinnen wie Vanessa Torres, Lyn-Z Adams Hawkins, Sophie Poppe und Lauren Perkins an.
Sie schaffte es auf Platz 8.
Außer ihr waren damals noch Kim Wibbelt (Platz 10) und Rodi Münzel (Platz 14) aus dem deutschsprachigem Raum am Start.
Im selben Jahr kam sie auf das Cover der Kingpin Europe und wurde zur Skateboarderin des Jahres gewählt.
Heute arbeitet sie bei Vans.

Aktuell wird das Skaten bei Frauen immer populärer. Im Gegensatz zu den 90ern ist es heute keine Seltenheit mehr, Mädels mit ihren Decks in Parks, Hallen und an den Spots zu treffen. Obwohl offizielle Halfpipe-Contest für Frauen immer rarer werden, gibt es immer mehr Ladies, die die Halfpipe rocken. Lyn-z Adams Hawkins Pastrana sei hier genannt, die auf der Tony-Hawk-And_Friends-Tour 2010, ihren ersten McTwist steht. Karen Jonz, die Brasilianerin, die nur so durch die Vert wirbelt. Cara-Beth Burnside und Mimi Knoop. Das waren lange Zeit die Namen die überall im Vert-/ Transitionskaten bei den Frauen zu lesen waren, doch der Nachwuchs in den USA ist mehr als stark im kommen: Allysha Bergado, Julz Lynn Kindstrand, Alana Smith oder Lizzie Armanto sind nur ein paar der Namen aus den USA. Doch auch darüber hinaus, tut sich einiges, wenn wir in Richtung Frankreich und Belgien schauen. Ja selbst in Deutschland tut sich einiges. Man hört immer wieder von Chloé Bernard, Maité „Poolgirl“ Steenhoudt, und ganz junger Nachwuchs kommt aus den Niederlande: Keet Oldenbeuving. Sie war beim Suck My Trucks Contest 2015 in Berlin, gerade mal zehn Jahre alt und fuhr schon wie eine ganz große. Im Street-Contest, gewann sie Platz 2.

Nach wie vor ist natürlich das Street-Skaten die Nummer eins bei den Mädels. In Europa sind es beispielsweise Candy Jacobs oder Julia Brückler, Evelien Bouillart oder auch Hélené Gérard, welche die Streetflächen und Minirampen der Stadt rippen.

Zu verdanken ist diese wiederaufstrebende Popularität des Girl-Skateboardens vor allem Skateboard-Koryphäen, die sich für den Nachwuchs einsetzen und Workshops oder auch Teams für die Ladies initiieren. Dabei ganz weit vorn in den USA Cara-Beth Burnside und Mimi Knoop.

Die Städte vernetzen sich immer mehr und es werden Gruppen, Sessions und Contests organisiert. Hier eine kleine Ansammlung von allem, was wir so finden konnten:

CONTESTS
Chicks on Wheels – Toulouse / Frankreich
Get Set Go! – Malmö / Schweden
Suck My Trucks – Berlin / Deutschland

NETZWERKE
Chick Team – Stuttgart / Deutschland
Girls Session – Arnheim / Niederlande
Girls Shred – Niederlande
Girl Connect – Antwerpen / Niederlande
Girls Skate Network
Girl Skate UK – England
Girlskaters Europe
Görls Rock’n’Roll – Düsseldorf / Deutschland
Suck My Trucks – Berlin / Deutschland
See Girls Rippin‘ – Frankreich
Skate Like A Girl – Seattle / USA
What’s up Skategirl / Female Shred – Tschechien