FAQ
1. Was macht Suck My Trucks?
Wir versuchen die weibliche Skateboardszene, mit den uns möglichen Mitteln, zu pushen, aber auch auf die Problematiken, die sie teilweise umgeben, einzugehen.
Das machen wir in Form unseres Contests, einer Ausstellung, Workshops und der wöchentlichen Skatessesion in der Skatehalle-Berlin. Einer unserer größten Unterstüzer über all die Jahre, war und ist dabei das cassiopeia.
Danke dafür!
2. Wer steckt hinter SMT?
Yvonne Labedzki; Grafikerin, Initiatorin, Öffentlichkeitsarbeit, Konzeptionelles – einfach Mädchen für alles (oder auch die „Frau fürs Grobe“) und der Kopf von SMT.
Gienna Giese; Grafikerin, Workshoptrainerin, Contestjudge, Orga, Blog-Admin.
Dabei seit 2009.
Anna Groß; Pressesprecherin, Contestjudge der ersten Stunde und jetzt zusammen mit Steff Ritter, große Stütze und ausführende Kraft beim politischen Teil von „Women and the skateboard business“.
Dabei seit 2008.
3. Was heißt SMT?
Du kannst das so verstehen, es ist der symbolische „Mittelfinger“ – mit einem zwinkernden Auge gemeint – für diejenigen, die uns immer wieder das Leben schwer machen und hoffen, wir knicken mal ein.
Sorry Leute, tun wir nicht!
4. Wie kam es zu SMT?
2006 fing ich (Yvonne) in der Skatehalle-Berlin an zu arbeiten und bekam so einen viel interensiveren Einblick, in die Skateszene. 2007 fingen wir Mitarbeiterinnen an, uns nach dem Feierabend in der Halle zum Skaten zu treffen. 2008 besuchte ich einen Skateboardworkshop im Rahmen des „We B Girlz“ Festivals, im Mellowpark. Am ersten Tag waren rund 40 Teilnehmerinnen vor Ort, die sich untereinander kaum kannten, aber alle hatten ein gemeinsames Ziel: SKATEN (lernen).
Danach hatte ich beschlossen, dass Berlin scheinbar eine bessere Vernetzung braucht. Eine Plattform, einen Treffpunkt für Mädchen und Frauen, die sich für Skateboarding interessieren.
Anna Groß (Springstoff/cultures interactive e.V.), einst selbst Workshoptrainerin der Skatehalle-Berlin, bestärkte mich darin und ich entschied, eine wöchentliche Girls-Skatesession auf die Beine zu stellen.
Das Feedback war großartig und sie kamen sogar aus Potsdam und Dresden angefahren, nur um gemeinsam mit anderen Skateboarderinnen eine coole Session zu haben.
Hier lernte ich auch Gienna Giese kennen, die durch die Session an einen Job als Workshoptrainerin der Skatehalle-Berlin kam.
Das mittlerweile gegründete Görls Skateteam-Projekt startete mit einer zweiten Frau an der Front endlich durch und wir fingen mit Öffentlichkeitsarbeit an, organisierten kleine Workshops, BBQs, Skateboard-Videoabende und fuhren gemeinsam mit allen zu den Skateparks. Unser Blog hatte bis zu 10.000 Besucher_innen pro Monat. Wir drehten Videos, machten Werbung, fingen eine Video-Brief-Freundschaft mit den jungen Frauen in der Skateboardschule „Skateistan“, in Kabul an. Damit waren wir die ersten in Deutschland.
Ein paar Jahre später sind daraus diverse kleine, eigene Vorhaben der einzelnen Mädels entstanden und wir sahen unser Görls Skateteam-Projekt als erfolgreich beendet an und machten einen Haken dahinter.
2011 war für uns die nächste Stufe „Suck My Trucks“.
Nicht einfach nur ein Skateboardwettebewerb, eher ein Statement.
Einfach eine Herzensangelegenheit.
5. Warum die Isolierung? Wieso müssen wir Frauen unser eigenes Ding machen?
Es ist ja kein Geheimnis, dass Frauen in den Skateboardmedien nur sperrlich vertreten sind. Das die Preisgelder dezent unterschiedlich ausfallen und oft eigentlich gar keins abfällt. Das die Möglichkeit für Skaterinnen, an einem Contest teilzunehmen, auch gern mal spontan gestrichen wird. Wie oft haben wir den Satz gehört „Zu wenig mediales Interesse!“.
Um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten, braucht es also was eigenes – wo wir nicht nur die Randerscheinung im Vormittagsprogramm sind, sondern der Hauptact zur Prime-Time!
Und vom Contestgeschehen mal abgesehen – es gibt die Fahrerinnen, die überhaupt gar keine Probleme in der Skateboardszene haben – aber es gibt auch die, die sich nie getraut haben überhaupt mal einen Fuß hineinzusetzen. Viele sind eingeschüchtert vom barschen Umgang untereinander, welcher der Skateboardwelt zweifellos innewohnt. Dem Machismo und sonstigem Rumgedisse.
Für die wollen wir einen sicheren Raum schaffen, damit sie in einer entspannten Umgebung ihre ersten Meter rollen und andere Skateboarderinnen kennen lernen können.
Wenn du mal hinsiehst, haben immer mehr und mehr Städte, ihr eigenes stark aktives Mädels-Netzwerk und alle sind miteinander verbunden. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Mehr skatende Frauen in der Öffentlichkeit, bedeutet mehr Mädels die mit dem Skaten anfangen, statt immer nur den anderen zuzuschauen, es sich aber nie selbst zu trauen.
6. Was sind unsere Erfahrungen, die uns dazu gebracht haben, überhaupt erst damit anzufangen?
Angefangen hatte alles mit der Erkenntnis, dass da viele Mädels skaten, sich jedoch nicht untereinander kennen, weil es keine Plattform für sie gibt. Woher sollten die Mädels aus Potsdam also von denen aus Köpenick wissen?
Nach ein paar Jahren können wir sagen, die deutsche Skateboardszene hat leider viel zu oft das Gefühl vermittelt, wir würden nicht dazu gehören, wir werden nur geduldet. Nicht anerkannt.
Das fängt an Skatespots an, wo du erst das Obstacle deiner Wahl fahren darfst, wenn die anderen eine Pause machen und hört beim nächsten Teamdreh auf, wenn Skateboarderin „XY“ mir schreibt sie und ihr Team hätten morgen einen Videodreh, bei dem sie dabei wäre. Beim Release gibt es dann nur enttäuschte Gesichter und die Frage, wieso sie jetzt nicht darin auftaucht, sondern nur die männlichen Kollegen?
Aber beim nächsten Katalogfotoshooting, da ist sie ganz sicher zu sehen! Nicht zwangsläufig mit Skatemoves, aber in schicken, figurbetonten Klamotten.
Dann zu sehen, wie die Skateboardszene vermarktet wird, wie Frauen dargestellt werden – das hat uns so angewidert – da wollten wir gegen angehen.
Außerdem braucht die weibliche Skateboardszene im deutschsprachigem Raum unbedingt Nachwuchs. Wir müssen viel mehr werden.
7. Gibt es denn nichts positives zu berichten?
Doch auf jeden Fall, sonst würden wir ja nicht weiter machen. Wir erhalten viel Zuspruch von Frauen wie auch Männern, die es großartig finden das wir (bemüht sind) mehr Fahrerinnen aufs Board holen, dass wir uns auch mal aus dem Fenster lehnen und Themen ansprechen, die eher weniger gern gesehen sind. Es gibt tatsächlich Leute die froh sind, dass wir versuchen etwas zu bewegen und uns dabei helfen, so gut sie können.
Es ist auch immer wieder eine Freude zu sehen, wenn jemand neu anfängt und neuen Elan mitbringt. Das pusht uns selbst gleich mit.
Manche Kritiker_innen suchen auch ein ernsthaftes Gespräch mit uns. Das ist großartig.
Wir erhalten auch Support von Brands, die hinter dem stehen, was wir tun.
Wegen dieser Menschen haben wir so viel Spaß, sind motiviert und machen gern weiter.
8. Wo sehen wir die Problematik heute?
Darin dass ein sagenhaft großer Teil der Skateboardwelt nur noch konsumiert, nicht mehr selbstständig denkt. Zu oft lieber alles annimmt was man ihr zuwirft, ohne es zu hinterfragen. Sie hat an Loyalität und Idealismus eingebüßt.
Skateboarding ist nicht mehr Punk, nicht mehr Rock’n’Roll.
Skateboarder sehen heute alle aus wie Justin Bieber. Die Markenwelt hat uns gut erzogen.
Wir finden mehr Individualität (vor allem beim Fahrstil), in der weiblichen Skateboardszene. Vielleicht gerade weil die noch in den „Kinderschuhen“ steckt, sich noch nicht so hart verkauft hat. Wir hoffen, es bleibt ihr erhalten.
Dazu kommt, dass sich der Sexismus von der „normalen“ Gesellschaft auch in die Skateboardszene verlagert, wo er einfach nicht hingehört. Intoleranz, viel zu hartes Konkurrenzdenken und das Ellenbogenprinzip, halten Einzug. Das muss aufhören!
9. Was sind die nächsten Schritte? Was kommt als nächstes?
Aktuell rufen wir gerade wieder eine regelmäßige Skatesession ins Leben, mit einem offenen Workshop. Wir versuchen weiterhin unsere Onlineplattform aktuell zu halten und News der ganzen Welt aufzusaugen, den Skatecontest wird es weiterhin geben und mal schauen, was der Sommer noch so bringt, wir haben da auf jeden Fall die eine oder andere Idee.
Wir wollen aber auch erst mal die Sachen, die bereits laufen, mehr und besser aufbauen, bevor wir mit neuen Dingen beginnen.