„Beautiful. This is how skateboarding is supposed to be done!“ Mit diesem Satz kommentierte Moderator Jürgen Horrwarth immer wieder das Fahren und den Style der Teilnehmerinnen des „SUCK MY TRUCKS“-All-Girls-Skate-Contest am Ostersamstag. Und er muss es ja wissen, denn Horrwarth zählt zu den besten Skateprofis in Europa. Die besten Street-Skateboarderinnen des SUCK MY TRUCKS 2012 waren Candy Jacobs (NED), Sarah Meurle (SWE) und Emma Lindgren (SWE). Im Halfpipe-Contest setzte sich die Frau mit dem wohl weitesten Anreiseweg durch, Renata Paschini aus Brasilien, Platz zwei machte Franziska Stolz (SUI) und den dritten Anna Kruse (GER). Insgesamt 2000 Euro Preisgeld erskateten die Sportlerinnen bei Street, Vert und der Cash-4-Trick-Session.

Doch nicht nur das Skaten steht beim SMT im Mittelpunkt, sondern auch die Kultur.
So organisierten die Veranstalterinnen auch in diesem Jahr wieder die Ausstellung „Girls skate history“ im cassiopeia Club. In Bildern, unter anderem auch Portraits aus der Wanderausstellung Skaterbook von Fotografin Nikki Toole, Skatevideos und Signature Items aus aller Welt erzählte die Ausstellung die Geschichte der Frauen im Skateboardsport.

Nach einer erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr, legten die Veranstalterinnen 2012 gebührend mit einer zweiten Auflage nach. Trademark des jungen Wettbewerbs ist der internationale Flair, denn die Starterinnen kamen aus allen Ecken und Enden der Welt in die Hauptstadt gereist, um Teil des SUCK MY TRUCKS sein. Renata Paschini zum Beispiel legte knapp 10 300 Kilometer Luftlinie von Sao Paulo nach Berlin zurück. Für die 39-jährige Vertskaterin haben sich die insgesamt 20 600 Kilometer allerdings mehr als gelohnt: „Amazing! I can’t believe it. It’s my first time to Berlin. I had my first Currywurst here, and I love it. I made first place in the vert contest and for the first time in my life I saw snow. Real snow“, jubelte die zierliche Zahnärztin nach einem wahren Freudentanz durch die wenigen Schneeflocken, die am Ostersamstag über Berlin fielen. Mit unzähligen BS/FS Mute und Indygrab Airs und einem 360 landete Renata Paschini im vert contest vor der Schweizerin Franziska Stolz. Die stellte ihr Können mit sicheren FS Airs und einen Bodyvarial unter Beweis. Den dritten Platz in Deutschlands größter Indoor-Halfpipe machte Anna Kruse, die ihr Debüt gleich mit einem gestandenen BS Ollie feierte.
Beim street contest starteten insgesamt 18 Frauen aus sieben Ländern. Die meisten Punkte auf der circa 900 Quadratmeter großen Fläche holte Candy Jacobs aus den Niederlanden. Die X-Games-Teilnehmerin überzeugte die Judges durch schnelles, kraftvolles und vor allem sicheres Skaten. Punktgenau landete sie beispielsweise einen Feeble Grind auf dem Handrail und machte so einen absolut verdienten ersten Platz.

Freudentänze gab es auch bei den Schwedinnen, die bereits im vergangenen Jahr den SUCK MY TRUCKS durch großartiges Skaten, beste Laune sowie eine geballte Anzahl an Starterinnen unterstützten. Same procedure as last year: Die Schwedinnen gewannen nicht nur den zweiten Platz dank Sarah Meurle, der Nollie-Heelflip-Frau mit dem elfenhaften Skatestyle, sowie den dritten durch Emma Lindgren vor deren Trickwahn kein Obstacle und kein Meter Halle sicher waren, sondern auch die Herzen der Zuschauer. Denn was sie taten, taten sie aus purem Spaß: Egal ob der Trick gestanden wurde, der Flip Switch war oder nach dem Wallride-Drop-In der Ellenbogen blutete – alles passierte stets mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Präzises und technisches Skaten vom Feinsten zeigte Julia Brückler aus Wien. Die 23-jährige Österreicherin flippte, gerne auch einfach mal switch, durch die Halle zum vierten Platz. Ein absolutes Highlight setzte Julia Brückler mit einem Boardslide am großen Rail. Lea Schairer aus München landete einen fetten Kickflip über das Stufenset zu Platz fünf, Caroline Dynybil aus Prag machte den sechsten, Malene Madsen aus Dänemark Platz sieben und Lydia Wilfling aus Bayreuth den achten Platz. Überschattet wird der SUCK MY TRUCKS-Contest allerdings vom Unfall der Hamburger Skaterin Sabrina Göggel, die sich in ihren letzten 20 Sekunden auf der Streetfläche einen komplizierten Beinbruch zuzog.

Die Frauen beim SUCK MY TRUCKS zeigten abwechslungsreiches, schnelles und technisch ausgeklügeltes Skaten – Skateboardfahren auf höchstem Niveau eben. Doch nicht nur die Skills überzeugten beim SMT 2012, sondern vor allem die Kollegialität und die Leidenschaft: „Mir ist es bei der Cash-4-Trick-Session aufgefallen“, sagte Jürgen Horrwarth, „die Mädels interessieren sich gar nicht fürs Geld. Ich musste ihnen teilweise hinterherlaufen, um ihnen die Scheine in die Hand zu drücken. Die wollen einfach nur miteinander fahren und Spaß haben, alles andere ist da zweitrangig.“

STREET
1. Candy Jacobs (NED) | 280 Punkte | 500 €
2. Sarah Meurle (SWE) | 275 Punkte | 300 €
3. Emma Lindgren (SWE) | 265 Punkte | 150 €
4. Julia Brückler (AUS) | 245 Punkte
5. Lea Schairer (GER) | 235 Punkte
6. Caroline Dynybil (CZE) | 210 Punkte
7. Malene Madsen (DEN) | 200 Punkte
8. Lydia Wilfling (GER) |185 Punkte
9. Klára Kašparová  (CZE) | 145 Punkte
10. Katta Sterner (SWE) | 135 Punkte
11. Petra Hrasova (CZE) | 120 Punkte
Natascha Raible (GER) | 120 Punkte
Héloïse Wathelet (BEL) | 120 Punkte
14. Kim Wibbelt (GER) | 115 Punkte
15. Sabrina Göggel (GER) | 105 Punkte
16. Lynn Dziobeck (GER) | 85 Punkte
17. Anna Kruse (GER) | 60 Punkte
18. Sophie Menzel (GER) | 55 Punkte

HALFPIPE (Jam)
1. Renata Paschini (BRA) | 500 €
2. Franziska Stolz (SUI) | 300 €
3. Anna Kruse (GER) | 150 €