SUCK MY TRUCKS 2014

Blauer Himmel und weißer Beton. Aquamarin bläulicher Pool und rote Backsteinwand. Stimmengewirr, Sprachendurcheinander, Ollie-Klacken und Urethan-Gerolle. Lautes Lachen und an der oberen Ecke des Pools eine Frau, lange Haare bedecken ihr Gesicht, im Schneidersitz. Akustikklampfe in der Hand, Singer-Songwriter-Attitüde im Anschlag. Caro liefert den Soundtrack für diesen Nachmittag – tatsächlich kann man zu einer unverstärkten Gitarre und wunderbar retro-hippieskem Sound pogen – und die gute Laune. Sie lachen, schäkern, skaten.

tess-05

Was sich wie der Anfang einer typischen Coming-of-Age-Ferienlager-Geschichte liest, ist das Ende der Spot-Tour des „SUCK MY TRUCKS“-Contest 2014. Wie in den vergangenen drei Jahren zur Tradition geworden, trafen sich die meisten der Starterinnen schon einen Tag vor der Veranstaltung, um bei einer Skate-Tour nicht nur die Berliner Spots, sondern auch die anderen Mädels besser kennen zu lernen. SUCK-MY-TRUCKS-Organisatorin, Yvonne Labedzki, verzichtete in diesem Jahr auf schicke Doppeldecker oder Busse mit getönten Scheiben. Back to the roots hieß es. Mit nichts außer dem Skateboard unter den Füßen checkten die Mädels, die erst kurz vorher wegen des Contests aus Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, Argentinien oder Spanien nach Berlin gereist waren, die Warschauer Bänke, den Spot Frankfurter Tor oder den Bowl sowie das Skatehaus in Betonhausen hinter der Skatehalle-Berlin.

stephan-01

Und bei dieser Tour wurde schon klar, wie das Wochenende laufen würde. Alte Bekannte wie die Halfpipe-SMT-Regulars Franziska Stolz und Silvia Serret umarmten und tauschten sich über die vergangenen Skatesessions mit Händen und Füßen aus, neue Freundschaften wurden geschlossen und alte Bekannte wieder getroffen. Dass das Skateniveau in diesem Jahr eine neue Spitze erreichen würde, ließen die Ladies bei Slides und Grindes an den Bänken bereits durchschimmern. Aber vor allem wurde viel gelacht und gekichert. Ein Geburtstag gefeiert auf dem Luftschlangen flogen, eine Torte gegessen und mit Melonenschalen geworfen wurde.

tess-03

Der Contest-Tag selbst begann mit einem ordentlichen Donnerwetter. Wolkenbruch und Windböen trieben Skaterinnen und Besucher in die Skatehalle. Apropos Donnerwetter – denn genau so eines ließen die Mädels auf der Streetfläche, in der Bowl sowie der Halfpipe los. Sie donnerten die über Banks, flippten die Stufen runter, olie über da Gap und ins Flat, Kickflips, Slides und Grindes – jeder Art.

tess04

Candy Jacobs begeisterte vor allem mit ihrem Kickflip BS 50/50 an der Ledge. Candy’s Mutter war übrigens auch in diesem Jahr wieder mit nach Berlin gekommen, um die Ladies zu unterstützen und ihrer Tochter zum 1. Platz Street zu gratulieren. Solche Mamas braucht die Welt!

stephan-02

Hawaii und Wellenreiten – zwei Dinge, die sich nicht voneinander trennen lassen. Schubladendenken? Vielleicht. Aber Jordan Serpentini und Roxzi Bokolasaus, beide aus Hawaii, bestätigten dieses Klischee zur Gänze. Die beiden surften den Bowl – und die Betonung liegt hier tatsächlich auf surfen – wie keine andere. Egal ob im hawaiianischen single oder double feature, absolute Naturgewalten. Gewonnen hat die kleine, und vor allem sehr, sehr feine Bowlsession, Eugenia Ginepro aus Argentinien. Die übrigens in Street dicht hinter Candy auf dem Siegertreppchen landete. Vert entschied klar Silvia Serret für sich. Die Kranfahrerin aus Spanien, hiermit sollten sämtliche Fragen zum Thema Höhenangst und Halfpipe geklärt sein, hatte sogar kurzzeitig überlegt nach Berlin zu ziehen, da die vielen Baustellen eine gute Auftragslage versprechen würden. Auftragslage hin oder her, das Wetter und Horrorgeschichten über den deutsche Winter ließen sie die Idee schnell wieder verwerfen. Auf Platz 3 in der Halfpipe landete Anna Kurse, die für einen kurzen Schockmoment in der Halle sorgte. Der Sturz auf den Kopf sah aber schlimmer aus, als er war. Kurze Zeit später stand Anna einen Iceplant to Fakie im Bowl.

stephan-03

Die Siegerehrung endete wie immer in einer großen Party und einem gegenseitigen Umarmen. Die „SUCK MY TRUCKS“-Familie trotze in diesem Jahr so einigen Hindernissen, vor allem dem der Unterfinanzierung. Denn Preisgelder konnten heuer nicht ausgezahlt werden. Den Ladies war das allerdings egal. Sie feierten und skateten was das Zeug hielt. Marie Debbaddie aus Dänemark (Bowl 6. Platz/Street 7.) dachte sogar noch an Skaterinnen, die nichts gewonnen hatten und verschenkte Klamotten sowie das Board aus ihrem Siegertütchen. Am Ende des Tages war die internationale Skateszene um einen großartigen Contest mit extrem hohen Skateniveau reicher und alle Beteiligten am SUCK MY TRUCKS um große Momente und große Gefühle. Yvonne Labedzki bei dem wohlverdienten Feierabendbierchen: „Ach Gott ist das schön, die Mädels sind so toll. So ein toller Tag“. Also doch irgendwie wie im Ferienlager. Nur viel besser.

(Text: Cindy Michel)

stephanagain

Und hier ist er endlich – der Contestclip. Enjoy!