„Ich geh‘ dann lieber skaten!“
Anna Kruse aus Aurich, Teamfahrerin von iriedaily, träumt realistisch

Sie ist erst 21 Jahre alt, aber schon eine verdammt gute Skateboarderin. Im Interview erzählt die smarte Abiturientin Anna Kruse aus Aurich, warum sie sich nicht über Ostfriesenwitze aufregt, wie ihr Lifestyle gleich Skatestyle ist und warum Vert-Fahren das absolut beste Gefühl ist.

Wie alt bist du? 21
Deine Schuhgröße? 38
Woher kommst du? Aurich, Ostfriesland
Wohin gehst du? Wo auch immer ein Studium oder Job mich nach meiner Ausbildung hinbringt.
Wohin willst du? Am liebsten wäre mir Hamburg oder Berlin.
Goofy oder Regular? Goofy
Street oder Vert? Beides! Vom Gefühl her ist Vert allerdings unschlagbar!
Speed oder Technik? Speed
Flips oder Grinds? Grinds
Deckbreite? 8″
Sponsoren? Iriedaily, Vans Flow, Morphium Skateboards, Glücksrad Wheels, Brix Store, Playground Skatehall

Kennst du den schon? Warum nimmt der Ostfriese immer einen Backstein und ein Streichholz mit ins Bett? Mit dem Stein wirft er das Licht aus, mit dem Streichholz schaut er nach, ob er getroffen hat.
Ne, kannte ich noch nicht.

Regt dich das auf, wenn wieder so ein Idiot mit einem neuen blöden Ostfriesenwitz ankommt?
Aufregen könnt ich mich darüber nicht. Aber es gibt wenig gute Ostfriesenwitze, deswegen langweilen die meisten eigentlich eher.

Jetzt mal ernsthaft: Als einen deiner Lieblingsspots nennst du die Straßen in NYC. Wann warst du in NYC und was hast du dort, außer skaten, gemacht?
2010 war ich das letzte Mal da. Ich habe mir zum Abitur den Flug gewünscht und dann drei Wochen in einem Schwarz-Weiß-Fotolabor ein Praktikum gemacht. Ansonsten habe ich mir von den Skatelocals, die ich dort kennengelernt habe, die Stadt zeigen lassen.

Reisen ist dir verdammt wichtig hast du mal in einem Interview gesagt. Warum, was gibt dir das Reisen?
Freiheit

Wo warst du schon überall auf der Welt und wo möchtest du warum unbedingt nochmal hin?
Früher haben wir jedes Jahr Familienurlaub gemacht. Also oft in die Heimat Griechenland. Ansonsten auch Ägypten, Türkei, Dominikanische Republik, Sri-Lanca, Ungarn …

Wo hat es dir am besten gefallen?
Am schönsten ist es in Griechenland wegen der Mentalität . Sri-Lanca wegen der Kultur und Natur. Spanien (Baskenland) wegen der ähnlichen Mentalität wie in Griechenland und den schönen Stränden mit perfekten Wellen.

Derzeit absolvierst du eine Ausbildung zum Management Assistent in Marketing Communication. Kurz nach dem Abi meintest du mal, dass du gerne Photographie studieren würdest. Gibt es diesen Traum noch?
Den Traum gibt es zwar schon noch, aber momentan bin ich lieber realistisch und mach erst mal das, was ich gut kann und gerade lerne, also Marketing. Nebenbei oder danach schaue ich dann mal, dass die Fotografie zumindest auf Reisen noch erhalten bleibt.

An welchem Trick feilst du momentan?
FS Air in der Half Pipe höher rausbekommen, FS Ollies in Transitions höher machen.

Du skatest mehr Vert als Street, wie kommts?
Diese Rundung zusammen mit Geschwindigkeit ergeben das beste Gefühl, dass es gibt!

Das heißt du fliegst lieber, als dass du ein Techniker bist?
Definitiv!

Kann man das auf dein Leben projizieren? Könnte man dich durch deinen Skatestyle charakterisieren?
Vielleicht in einer Sache, direkt die großen Dinger probieren, bevor man mit kleinen Zwischenstationen anfängt. Genau so sehen meine Pläne im Leben und Träume für Jobs auch immer aus. Ist für die Knochen und Psyche vielleicht nicht immer die gesündeste Variante aber auf jeden Fall kommt man schneller voran, als wenn man planlos oder pessimistisch lebt. Meine Mama ist von der Lebensweise allerdings auch nicht sehr begeistert. ;)

Dein Bruder hat dir damals deinen ersten Trick gezeigt, einen Shove-it. Skatet dein Bruder auch noch?
Ja, der studiert allerdings Sport auf Lehramt, kann sich also keine Verletzungen mehr erlauben. Trotzdem gehe ich immer noch derbe gerne mit ihm skaten, weil er heute im Gegensatz zu früher meistens wie ein bester Freund ist.

In welche Richtung entwickelt sich das Skateboarding derzeit?
Skateboarding wächst auf jeden Fall, zumindest in Aurich. Alles andere kann ich nicht so richtig einschätzen.

Welcher Song geht immer beim Skateboarden und warum?
Mötley Crüe – Kickstart my heart. Der Song gibt halt richtig viel Energie, Überwindung und Motivation beim Skaten.

Du meintest mal, dass es schön wäre, wenn es auch in Deutschland so eine Art Girls-Team gäbe, das dann immer wieder mal zusammen fahren geht – wie es in Frankreich und England der Fall ist. Geht die Entwicklung im Girls-Skateboarding dahin?
Klar, in Deutschland gibt es mittlerweile immer mehr Mädels und auch das Business wird nun mit eingenommen. Puse hat dafür mit ihrer Boardfirma Cheers Skateboards den besten Anfang hingelegt!

Vom Zickenkrieg bis zur Genderpolitik: Was sind deines Erachtens derzeit die größten Probleme mit denen Girls-Skateboarder zu kämpfen haben?
Wenn ich ehrlich bin, denke ich über sowas gar nicht großartig nach. Ich geh dann lieber einfach skaten.

Wovon träumst du?
Dass ein Tag mehr als 24Stunden bekommt. Oder einfach nach der Ausbildung so reinklotzen, dass ich danach erst mal bisschen mehr Freiheit und Zeit zum Skaten, Surfen und Reisen genießen kann. Ach ja, und später dann mal ne Hundeaufzuchtstation betreiben.

Danke für das Interview – Cindy Michel